No risk, no Weltrekord – 20 km Tauchgang in der Ostsee
Wolfgang Kulow
© Wolfgang Kulow
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Die Ostsee ist fast spiegelglatt, die Temperaturen liegen knapp unter 20°C und es weht ein leichtes Lüftchen. Die Bedingungen sind ideal für die Verwirklichung meines Traumes: Ich tauche durch den Fehmarnbelt – eine etwa 20 km lange Wasserstraße zwischen der dänischen Insel Lolland und der Insel Fehmarn.
Mit dem Seabob durch den Fehmarnbelt
Dieser Traum entstand vor über 10 Jahren. Aber die Technik war noch nicht so weit. Ich war schon damals top motiviert und begeistert, aber ohne die richtige Technik war ein Versuch zwecklos. Manchmal stelle ich mit meinen Projekten ganze Unternehmen vor die Herausforderung, eine technische Lösung zu finden. Jetzt hat es endlich geklappt und mein Projekt kann beginnen.
Hohe Ziele, hohe Anforderungen
Ich habe ja nicht nur den Traum, einmal durch den Belt zu tauchen, sondern will auch noch schneller sein als der schnellste Schwimmer. Vor einigen Jahren bin ich selbst schon durch den Fehmarnbelt geschwommen. Aber einige Schwimmer waren schneller und haben Rekorde aufgestellt. Ich hatte immer im Hinterkopf, wenn ich da durchtauche, dann möchte ich schneller sein als der bisher schnellste Schwimmer. Der bisherige Rekord liegt bei 4 Stunden 53 Minuten.
Ich hatte den Traum schon fast aufgegeben. Doch jetzt habe ich einen Hightech-Unterwasser-Scooter gefunden, den Seabob. Damit könnte ich den Tauchgang recht zügig schaffen. Zusätzlich brauche ich natürlich ein großes Schiff mit einer super Besatzung. Es muss einfach alles passen. Du brauchst fähige Leute, ein Team, das wirklich von der Sache begeistert ist und zur Höchstform aufläuft. Du brauchst die Wasserschutzpolizei, die mitspielt und dich nicht aus Sicherheitsgründen aus dem Wasser holt. Du brauchst die Natur, denn mit einer starken Strömung oder starkem Wellengang schaffst du es auch nicht. Da sind so viele Elemente, teilweise Zufälle, die dabei mitspielen müssen, damit du eine Chance hast, so ein Projekt zu schaffen.
Startschuss
Diesmal habe ich Glück. Alles um mich herum läuft auf Weltklasse-Niveau – sowohl die Natur als auch die Technik. Also geht es los. Beim Tauchen halte ich mich am Scooter fest und der zieht mich. Ich tauche in etwa 5 Metern Tiefe. Da ich unter Wasser nur etwa 6 Meter weit sehen kann, muss ich mich an Bojen mit gelben Neonbändern orientieren, die vom Begleitboot nachgezogen werden. Ich muss also ständig aufpassen, um nicht von der richtigen Strecke abzukommen.
Zwischendurch muss ich mehrfach auftauchen, denn der Scooter hat eine Batteriekapazität von einer Stunde. Dann hat auch die Pressluftflasche hat nur noch ein Drittel Luft. Sobald also die Batterieleistung des Seabob im unteren Bereich ist, tauche ich auf. Während ich im Wasser bleibe, wird sofort ein neuer Seabob mit dem Kran vom Schiff ins Wasser gelassen. Natürlich tauschen wir auch gleich noch die Pressluftflasche. Die Flasche muss mit einen Quick-Snap System gewechselt werden und die Schläuche werden mit Bajonettverschlüssen getrennt, damit alles ganz schnell geht. Und dann geht es auch schon weiter.
Risiko gehört zum Spiel
Für das Projekt braucht es eine sehr nervenstarke Besatzung auf dem Schiff. Manchmal entstehen kritische Situationen. Einmal kommen von links zwei Containerschiffe, und von rechts kommt auch ein Küstenmotorschiff. Und wir sind genau mittendrin. Wenn du mit dem Kopf auf der Wasseroberfläche bist, dann sehen die Schiffe dreimal so groß aus und du denkst nur: „Oh-oh!“ Einmal wird es richtig eng. Da willst du anfangen zu diskutieren, aber das bringt gar nichts. Schließlich haben der Kapitän und zwei Besatzungsmitglieder nichts anderes zu tun als die Situation zu regeln. Da brauchst du nicht vom Wasser aus versuchen, das auch noch zu regeln. Da kannst du dich nur auf die anderen verlassen, wieder abtauchen und hoffen, dass alles gut geht. Es ist ein wenig wie bei der Formel 1: Ob das Team die Schrauben bei Reifenwechsel wieder richtig anzieht, ist nicht mehr in der Macht des Fahrers.
Der Traum wird wahr!
Am Ende geht alles gut aus. Ich schaffe die Strecke in 4 Stunden und 9 Minuten. Damit habe ich einen neuen Weltrekord aufgestellt! Es ist die schnellste Unterwasser-Querung des Fehmarnbelt. Es ist ein tolles Gefühl, dass sich all die Vorbereitung und die Anstrengung gelohnt haben.
Hinterher sagt der Kapitän zu mir: „Das eine Mal war es ein bisschen brenzlig.“ Es war schon ein bisschen eng, aber es ist ja am Ende alles gut geworden. Wenn der Kapitän die Nerven verloren hätte, oder das nicht der richtige Typ gewesen wäre, dann hätte er gestoppt und wir hätten die Zeit nicht geschafft. Dann wären es schnell über 5 Stunden gewesen. Der Erfolg hängt also immer von vielen Faktoren ab: von einem selbst, von der Natur und von einem guten Team um einen herum.
Tolle Unterstützung
Die Firma Cayago unter der Leitung von Tauchprofi Ronny Roskosch hat meinen Rekordtauchgang sehr aktiv mit dem Seabob F5 S unterstützt. Diesen Scooter gibt es schon etwas länger, er wird aber immer weiter entwickelt und verbessert. Er ist ein echtes High-End-Produkt. Er wird auf den großen, teuren Yachten als Spaßgerät eingesetzt. Jetzt will die Firma in den Tauchmarkt eindringen und dafür kam meine Aktion für das Unternehmen genau richtig. Sie können mit meiner Geschichte für das Produkt auch ein gutes Marketing machen. Für mich ist natürlich auch klar, dass ich es ohne den Seabob F5 S nicht in dieser Zeit geschafft hätte. Ich bin ja auch schon mit anderen Scootern durch einen anderen See getaucht. Die sind technisch nicht so weit entwickelt und nicht so leistungsfähig.
Es fühlt sich schon toll an, einen Traum zu haben und den auch verwirklichen zu können.
Ich bin nun sehr gespannt, was als nächstes kommt. Vielleicht mal wieder ein Abenteuer an Land oder in einer kälteren Region. Mal sehen – lasst euch überraschen und bis bald,
Euer
Wolfgang
Hier noch einige Impressionen von meinem Tauch-Weltrekord:
(1) Noch im Trockenen. Gleich geht es los!
© Wolfgang Kulow
(2) Geschafft! Mit Urkunde über den Weltrekord.
© Wolfgang Kulow
(3) Ein Erfolg für das komplette Team!
© Wolfgang Kulow