In sechzig Liter passt ein Jahr
Elf Monate am anderen Ende der Welt
© Alexandr Vasilyev
Schon seit ich denken kann zählt das Reisen für mich zu den liebsten Hobbys und jahrelang sind mein damaliger Partner und ich während unseres Jahresurlaubs gemeinsam durch die Welt getourt. Doch irgendwann wollte ich mehr als nur in 6 Wochen Urlaub im Jahr andere Länder sehen. Vor allem wollte ich Orte besuchen, die ich wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben sehen würde, weil der Flug dorthin bereits 72 Stunden dauert. Mein Arbeitgeber gestattete mir glücklicherweise ein Sabbatical-Jahr und ich begann mit den Vorbereitungen.
1. „Strategische“ Routenplanung
Da gibt es viele Fragen, aber sie sind entscheidend: Was will ich gerne sehen? Was ist die effizienteste Route? Wie viele Länder kann ich in knapp einem Jahr überhaupt bereisen, ohne Stress aufkommen zu lassen?
Mir war klar, dass ich nicht von A nach B hetzen wollte, nur damit ich auf einer Landkarte alles abhaken kann. Mir war das Erlebnis wichtig, das Dort-sein. Also entschied ich, zwar weniger Länder in Angriff zu nehmen, dafür allerdings diejenigen, die von Deutschland relativ weit weg sind. Die Südsee zum Beispiel, Neuseeland und einige Teile Asiens. Ich entschied, mein Abenteuer in Australien zu beginnen, um mich so während der ganzen Reise von schönem Wetter begleiten zu lassen.
2. Organisatorische Fragen
Vor einer abenteuerlichen Reise ins weitgehend Unbekannte stellen sich natürlich viele Fragen:
- Welche Impfungen sind für welches Land nötig?
- Welche Dinge dürfen in der Reiseapotheke nicht fehlen?
- Wie sieht es mit den VISA aus?
- Kann ich überall mit Kreditkarte bezahlen? usw.
Natürlich gibt es unzählige einzelne Reiseführer, die man sich kaufen könnte, aber die Internetseite www.weltreise-info.de fasste für mich alles perfekt zusammen. Dort findet man nicht nur Infos bezüglich der optimalen Reisezeit für die jeweiligen Orte, sondern auch Unterstützung für die komplette Planung sowie praktische Tipps von Leuten, die selbst schon solch eine Reise unternommen haben.
Dort lernte ich beispielsweise, dass man Neuseeland und die Südseeinseln nur mit einem gebuchten Rück- oder Weiterflug betreten darf. Ohne nehmen einen die Fluggesellschaften gar nicht mit. Gut, dass ich das vor dem Abflug gehört habe.
Außerdem gibt einen die Seite gute Tipps über außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten und man bekommt Anregungen, wie man gut Land und Leute kennenlernen kann. Einige dieser Ideen wurden wirklich später Highlights meiner Reise.
3. Planung der Umsetzung
Nachdem also die Route einigermaßen festgelegt war, machte ich mir über das Gepäck Gedanken. Was musste, was konnte und was sollte man eigentlich dabei haben auf einer Reise, die gut elf Monate dauern würde? Ich wollte ja schließlich nicht meinen gesamten Hausrat auf dem Rücken tragen. Ein Rucksack musste her, außerdem Wäsche, die ich möglichst klein falten konnte, Hygieneartikel im Mini-Format, dünne Schuhe – kurz gesagt: Alles sollte so wenig wie möglich Platz wegnehmen und am besten nichts wiegen. Im Endeffekt wurde es ein Rucksack mit 60 Litern Volumen, was bei meiner Beladung einem Gewicht von etwa 17 kg entsprach. Mehr musste ich Gott sei Dank nie transportieren, weil ich die meiste Zeit per Mietwagen, Bus oder Camper gereist bin. Leute, die eher wandern wollen, müssen sich noch mehr auf das Wesentliche beschränken, immerhin darf dann auch eine Campingausrüstung nicht fehlen.
Außerdem war mir schon vorher klar: Auch in den entlegensten Gegenden wird es Geschäfte geben, in denen man alles kaufen kann, was nötig ist. Oft heißen die Produkte anders, sie sehen anders aus, aber sie erfüllen den Zweck. Man muss – und kann vor allem! - nicht alles aus Deutschland mitbringen. Außer vielleicht Schwarzbrot, denn das gibt es am anderen Ende der Welt nirgends.
4. Die Kostenfrage
Natürlich ist eine Weltreise nicht billig, allein die Flugkosten liegen schon im fünfstelligen Bereich. Du musst essen, übernachten und dich vor Ort bewegen können. Du brauchst eine Auslandskrankenversicherung und willst nicht auf Handy und Internetzugang verzichten. Alles kostet Geld. Aber zu Hause zahlst du für die gleichen Dinge. Richtig teuer wird eine Reise also nur dann, wenn du alles doppelt bezahlst, das heißt wenn deine Kosten in der Heimat weiterlaufen. Ich ließ meine Kranken- und Sozialversicherung pausieren, verkaufte mein Auto, zog aus meiner Wohnung aus und lagerte meine Möbel ein, so dass am Ende keinerlei Kosten mehr in Deutschland anfielen. Und freute mich dann, dass in vielen Gegenden der Welt die Lebenshaltungskosten sehr viel niedriger sind als bei uns.
Übrigens entschied ich mich gegen ein Around-the-World Ticket, sondern buchte alle Flüge, soweit möglich, vor Ort und kam damit viel billiger weg als erwartet.
5. Reise-Highlights
- Mein Helikopter-Flug zu einem neuseeländischen Gletscher mit anschließender Wanderung.
- Neuseeland allgemein mit seinen Vulkanen, Bergen, Höhlensystemen, der Natur und den Tieren hat mich sehr beeindruckt.
- Rarotonga und Aitutaki, die wohl wunderschönsten der Cook-Inseln. Dort hätte ich ewig bleiben und mir das kristallklare Wasser um die Füße spülen lassen können.
- Meine Reise mit einem guten Freund (den ich übrigens unterwegs kennengelernt habe. Wirklich allein war ich in den elf Monaten vielleicht 14 Tage) durch das australische Outback. Mitten im Nirgendwo gibt es einen deutschen Opalschürfer, der uns eine Nacht aufgenommen hat.
- Sydney! Eine wahnsinnig beeindruckende Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten.
- Im Liegebus quer durch Vietnam reisen – ein irres Gefühl! Die riesige Buddha-Statue in Nha Trang hat mich dabei besonders beeindruckt.
Im Endeffekt war ich 322 Tage unterwegs, durfte dabei zwölf Länder sowie 29 Flugreisen erleben und habe insgesamt zehn Mietwagen beziehungsweise Camper geliehen.
Und es war jede einzelne Sekunde wert. Man lernt sich selbst auf Reisen anders kennen, und die Prioritäten verändern sich enorm, wenn man am anderen Ende der Welt erst erkennt, wie schön diese Welt eigentlich ist. Mir hat diese Reise geholfen, zu mir selbst und zu meiner inneren Mitte zu finden. Ich weiß nun, dass Karriere zwar nett ist, aber einem nicht zwingend Lebensqualität garantiert.
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