Eines vorab: L.A. begeistert mich immer noch täglich und ich habe es nie bereut hierhergezogen zu sein. Dennoch empfehle ich Auswanderungsinteressierten, sich der Stadt zunächst einmal auf Probe zu nähern, da Los Angeles sehr speziell ist. Der Verkehr kann extrem nerven. Wenn man in der falschen Gegend wohnt (sprich: zu weit vom Strand entfernt), bringen einem viele der Vorteile von L.A. nichts. Zudem ist die Stadt riesig und wenn man niemanden kennt und eher schüchtern ist, kann einen die Größe einschüchtern. Wenn man sich aber auf L.A. einlässt und sich Zeit gibt, die Stadt kennenzulernen, bietet sie alle Möglichkeiten.
Los Angeles ist wie eine Kommode mit unendlich vielen Schubladen. Vielleicht die einzige Stadt, die mit der Zeit immer interessanter wird. Die Stadt der Engel ist für viele Besucher ein Moloch ohne Stadtkern und mit nie enden wollenden Verkehr. Aber der erste Blick täuscht und es dauert bestimmt ein Jahr, bis man Los Angeles wirklich verstanden hat. Viele kleine Inseln – Hollywood, Downtown, die Strandkommunen und alles Mögliche dazwischen – die alle sehr unterschiedlich sind. Eine Stadt im ständigen Wechsel. Über 1000 Restaurants, die nichts mit Fast Food zu tun haben. Menschen aus aller Welt. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Deutsches Brot, belgisches Bier, französischer Wein, mexikanische Tacos, amerikanische Burger! In Beverly Hills kaufte neulich neben mir eine Asiatin für 5000 Dollar ein Halsband ... für ihren Hund. In den Lounges von Santa Monica oder Hollywood schlürft man mit teilweise atemberaubendem Ausblick Cocktails.
Für einen sportbegeisterten Menschen wie mich ist Los Angeles kaum zu übertreffen. Am gleichen Tag surfen und im Schnee sein zu können, ist schon beeindruckend. Eine Stadt mit Sonne, Meer, Strand, Bergen, den Basketballteams der Lakers, der Clippers und der UCLA Bruins, polykulturell und mit einer anderen, viel positiveren Einstellung zum Leben. Dazu gibt es Konzerte, Kunst und Kultur, Filmpremieren, Partys. Ich denke, die Entscheidung damals war absolut richtig.
Damals? 2005 hatte ich gesundheitlich eine schwierige Phase, aber ich fand heraus: Ich muss das machen, was mir wichtig ist im Leben; was mir Spaß macht! Ich nahm mir die nötige Auszeit, um mir Gedanken über meine Zukunft zu machen und setzte mich in den Flieger nach Los Angeles. Bereits am dritten Tag, nach einem Jog am Hermosa Beach, erlebte ich diesen Moment, an dem mir alles ganz klar wurde. Ich schaute mich um. Ein Dogsitter mit acht Hunden, eine Inline-Skaterin im Bikini, ein stark tätowierter Typ auf einem Beach Cruiser, das Rauschen des Meeres. Die Sonne. Und für den Abend hatte ich über Beziehungen Freikarten zum Spiel der Lakers bekommen. Wie ein Stein fiel plötzlich alles von mir ab. Ein Gefühl der Freude, das mir einen sofortigen Energieschub gab. Auf einmal wusste ich genau, was ich wollte. Hier bleiben, eine Arbeitserlaubnis bekommen und einen Job finden.
Der Weg dorthin war schwieriger als ich dachte und am Ende half mir auch das Glück, bei der Auslosung der Green Card erfolgreich zu sein. Ich hatte mir quasi das Recht erspielt, zehn Jahre in den USA arbeiten und leben zu dürfen und nach fünf Jahren amerikanischer Staatsbürger zu werden. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten hatte mir die Tür geöffnet und mich rein gelassen.
Heute lebe ich etwa fünf Autominuten vom Strand entfernt in einer Mietwohnung. Morgens stehe ich früh auf und gehe meist um 7 Uhr mit Freunden Basketball spielen. Danach gehe ich runter zum Strand, plane den Tag, führe Telefonate und beantworte E-Mails. Dann fahre ich nach Hause und bereite mich auf Termine vor und schaue Basketball – entweder am Computer oder in den Sporthallen. Wenn ich mal raus muss aus dem Alltag gibt es gute Flugverbindungen nach Las Vegas, Miami, Hawaii und an die Ostküste… In Amerika gewöhnt man sich schnell an große Entfernungen und lange Reisezeiten. Es gibt unheimlich viel zu entdecken – in L.A. selbst, in Kalifornien und im ganzen Land.
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