Es ist Sonntag, 8 Uhr früh. Wie jede Woche ist Thomas Müller der erste Kunde bei seiner Stammbäckerei. Doch ihm steht es nicht nach frischen Brötchen. Nach dem gestrigen Bundesligaspiel seiner Bayern ist er so gespannt darauf, seine Noten in der FAZ, BamS, WamS und den 3 lokalen Münchener Zeitungen zu lesen, dass es ihm gar nicht schnell genug gehen kann. Die Kritiken der Zeitungsreporter haben ihm schon oft geholfen, sein Spiel zu verbessern und er berücksichtigt regelmäßig ihre Meinung in seinem Trainingsplan der kommenden Woche. Und wenn dann morgen erst noch der Kicker seine Leistung benotet…
Klingt unsinnig, oder? Ist es auch. Doch wie anders sieht oft die Wirklichkeit von uns „Normal-Sterblichen“ aus, die nicht auf den Namen Thomas Müller hören?
Die innere Stimme
„Was werden nur die Nachbarn und Freunde sagen?“, „Werde ich es jemals so weit bringen wie Lukas oder Anna?“, „Werden meine Eltern stolz auf mich sein?“ – Diese oder ähnliche Fragen geistern wohl jedem mal durch den Kopf, der sich auf etwas Neues, Riskantes einlässt.
Wir sehen uns oft durch die Augen der Menschen, deren Meinung uns etwas bedeutet. Doch ist es wirklich deren Meinung, die wir da hören? Hast du sie gefragt? Und ist es wirklich die Meinung anderer, die darüber entscheiden sollte, ob du deine Ideen auch umsetzt?
In Wirklichkeit sind es nicht die Anderen, die zu hohe Erwartungen an uns stellen und schnell mit Kritik parat stehen. Stattdessen ist es eine innere Stimme, die uns unsicher macht und zweifeln lässt. Diese Stimme drückt unsere Ängste aus: Wir vergleichen uns mit anderen und befürchten, in diesem Vergleich nicht gut auszusehen. Doch dieser Vergleich orientiert sich selten an realistischen Fakten und messbaren Ergebnissen. Es sind eher falsche Erwartungen und das Bild vom Ideal, die uns durch den Kopf geistern. Als Ergebnis sind wir schnell von uns selbst enttäuscht, fühlen uns schwach und es besteht die Gefahr, dass wir die ursprüngliche Begeisterung für unser Ziel verlieren.
Experten-Tipps
Wie so oft kannst du auch hier von Experten lernen: Wie gehen beispielsweise Profi-Sportler mit ihren Selbstzweifeln um? Sie müssen regelmäßig vor Publikum Leistungen erbringen, ihre Ergebnisse sind objektiv in Statistiken oder am Tabellenstand messbar und sie stehen mit einer Vielzahl an Konkurrenten im direkten Vergleich. Nicht nur der Nachbar, sondern das ganze Land kann also die Entwicklung ihres Traumes verfolgen.
Thomas Tuchel, Trainer des Fußballbundesligisten Borussia Dortmund, beschreibt seinen Ansatz folgendermaßen: „Ich beurteile mein Team nicht anhand von Tabellen oder Ergebnissen, sondern nach der Weiterentwicklung unseres Spiels.“ Diese Sichtweise ist weit verbreitet. Die erfolgreichsten Sportler sind nicht von dem Ziel angetrieben, besser als ein bestimmter Konkurrent zu sein (auch wenn eine besondere Rivalität motivierend sein kann), sondern von dem Wunsch, sich immer wieder selbst zu übertreffen. Erfolgreiche Trainer trennen die Erfolgsdefinition von der Tabellensituation und messen den Fortschritt und die Leistung ihres Teams anhand von kurzfristig messbaren, beeinflussbaren Faktoren.
Prozessorientierte Ziele erlauben es einem Team, täglich an Verbesserungen zu arbeiten, die in seiner eigenen Kontrolle liegen und nicht von der Stärke des Gegners oder der Leistung des Schiedsrichters abhängen. Wenn jeder Spieler engagiert verteidigt, in Training und im Spiel alles gibt und alle als Mannschaft zusammenspielen, dann gibt es keinen Grund zur Unzufriedenheit, auch wenn einmal ein anderes Team bessere Ergebnisse erzielt.
Es gibt zahlreiche Gründe, die dafür sprechen, dass du diesen sporterprobten Ansatz auch bei der Umsetzung deines persönlichen Ziels nutzt: